Tiere erkennen verschiedene Pflanzenarten und -typen sowohl optisch als auch geschmacklich. Sie unterscheiden, ob eine Pflanze jung – saftig, nährstoffreich und leicht verdaulich – oder alt, nährstoffarm und weniger verdaulich ist. Sie suchen sich gerne Stellen mit jüngerer und saftigerer Vegetation aus. Sie ziehen es vor, diese abzufressen und so den Grasbewuchs niedrig und mit kurzer Vegetationszeit zu halten. Wo das Gras höher und älter ist, grasen sie weniger.
Auf diese Weise entstehen auf der Weide Flecken mit höherem Bewuchs. Sie bieten zwar kein energiereiches Futter für Schafe und Ziegen, sind aber für die Artenvielfalt auf der Weide von entscheidender Bedeutung – sie beherbergen Insekten und bodenbrütende Vögel. Nester von Lerchen, Wiesenschmätzern und anderen Singvögeln sind hier zu finden.
An solchen Stellen können Kräuter bis zur Reife wachsen – sie bilden Blüten, die eine Nektarquelle für Insekten sind, und produzieren Samen, womit sie sich vermehren. Nur so kann der Artenreichtum des Grünlands über Jahre hinweg erhalten werden.
So funktioniert eine extensive Weide: Neben dem kurzrasigen Gras gibt es Flecken mit höherer Vegetation und hier und da auch Sträucher.
Sträucher und Solitärbäume sind wichtig als Sitzgelegenheiten für Vögel – Wiesenschmätzer, Grasmücken oder echte Würger nutzen sie gerne. Außerdem bieten Sträucher Unterschlupf für Schmetterlinge. Viele Heilkräuter wachsen auch auf extensiven Weiden. Wenn Weiden intensiv beweidet würden, könnten sie zwar mehr Tiere ernähren, aber Pflanzen- und Tierarten und beispielsweise Heilkräuter würden allmählich verschwinden.
Auch das Mulchen der so genannten „unbeweideten“ Flächen ist nicht sinnvoll. Sie wirkt sich vor allem auf Insekten, aber auch auf den Artenreichtum der Weiden sehr negativ aus.