Wie mag der älteste Teil der mittelalterlichen Burg Devín – der Wohnturm, der auf dem Felsen oberhalb des Zusammenflusses von der Donau und der March stand – ausgesehen haben? Die Antwort darauf suchte in jüngster Vergangenheit eine umfassende bauhistorische und archäologische Untersuchung, die sich auf die obere Burg konzentrierte. Dies war jedoch keineswegs einfach.
Dieser Raum war zahlreichen Eingriffen und Verwüstungen ausgesetzt, so dass es sehr schwierig war, seine früheste Form oder sogar seinen Grundriss zu rekonstruieren.
Die mittelalterliche Burg wurde an der Stelle der ursprünglichen Festung von Rastislav errichtet, wobei an ihr bereits neue Einflüsse, die aus dem Rheinland und dem Donauraum kamen, zu beobachten sind. Der Kern des ältesten Teils der Burg war ein Donjon – ein Wohnturm. Er hatte die Form eines sehr unregelmäßigen Vielecks, wobei der Grundriss durch die Enge des Felsens beeinflusst wurde.
Im Jahr 1233 wurde die Burg Devín von Friedrich II. (dem Streitbaren) erobert und die Siedlung unterhalb der Burg niedergebrannt. Dies ist auch der älteste historische Bericht, in dem die Burg Devín direkt erwähnt wird. Dramatische Ereignisse am Ende des 13. und im 14. Jahrhundert in dieser Gegend führten dazu, dass die Burg mehrmals zerstört und wiederaufgebaut wurde. Auch bei der Belagerung durch napoleonische Truppen zu Beginn des 19. Jahrhunderts blieb Devín nicht verschont. Trotzdem wurde die Burg immer wieder restauriert. Die ungarischen Herrscher waren sich der außerordentlichen strategischen Lage der Burg bewusst.
Von der ursprünglichen romanischen oder frühgotischen Burg ist heute nur noch wenig erhalten. Einer der Hauptgründe dafür ist die Errichtung des Jahrtausenddenkmals auf der oberen Burg im Jahr 1896. Dies geschah aus Anlass des tausendjährigen Jubiläums der Ankunft der Ungarn im Karpatenbecken. Insgesamt gab es in Ungarn sieben solcher Denkmäler. Bei der Errichtung des Denkmals auf der Burg Devín wurden die Reste der oberen Burg weitgehend zerstört, ein Teil der Mauern wurde von den Erbauern des Denkmals sogar weggesprengt. Betrachtet man die Zeichnung von Bernhard Werner aus dem 18. Jahrhundert oder das Ölgemälde von Bernard Bellotto mit dem Titel Canaletto, wird deutlich, dass Devín einen hohen Preis für das Jahrtausenddenkmal bezahlt hat.
Die Zerstörung des Denkmals im Jahr 1921 durch Mitglieder des tschechischen Vereins Sokol war jedoch ein weiterer drastischer Eingriff. Das 22 Meter hohe Denkmal wurde teilweise von der Klippe gestürzt.
Nachdem alle Überreste des Jahrtausenddenkmals entfernt worden waren, stellte man fest, dass es hier eine Mischung aus alten und jüngeren Gebäuderesten gab. Es war sehr schwierig, sie zu identifizieren oder zuzuordnen, da oft keine Fassade erhalten war, sondern nur Fragmente einer Mauerlinie auf dem Felsen.
Bei diesen Arbeiten gab es jedoch auch eine überraschende Entdeckung. Direkt in der Felsmasse wurden Hohlräume freigelegt. Die von der Natur geschaffenen Risse und Karsthöhlen, die wahrscheinlich von der Bevölkerung von Devín in prähistorischer Zeit genutzt wurden, dienten sowohl den römischen Legionären als auch der slawischen Bevölkerung der Festung von Rastislav. Die neu aufgedeckten Räume waren direkt mit dem Inneren des Wohnturms verbunden. Die größte der Höhlen ist die so genannte Tunnelhöhle, die über 11 Meter lang und an ihrer höchsten Stelle fast 9 Meter hoch ist. Sie zieht sich durch den gesamten Burgberg. Ihr südlicher Eingang ist aus Backstein und wird von einem gotischen Portal gekrönt.