Bratislava, 23. Januar 2023: Im vergangenen Jahr startete das Museum der Stadt Bratislava eine umfangreiche Erneuerung der Burg Devín, die im Rahmen des grenzüberschreitenden Projekts Culture Across – Kulturbrücken über die March durchgeführt wird. Die meisten Arbeiten an der Restaurierung der Burgarchitektur und an der nächsten Phase der archäologischen Untersuchungen wurden im Herbst abgeschlossen. Der Abschluss des Projekts, mit dem der Besucherkomfort, die Dauerhaftigkeit und die Authentizität des Denkmals verbessert werden sollen, wurde aufgrund des höheren Zeitbedarfs für einige Arbeiten bis zum 31. Juli 2023 verlängert.
Diese Tätigkeiten wurden bis Ende 2022 erfolgreich abgeschlossen:
Die Rekonstruktion der Überdachung der frühchristlichen archäologischen Funde in der Cella memoriae
Die Rekonstruktionsarbeiten begannen im Juli 2022. Ziel ist es, die überdachte archäologische Stätte, die wegen statischer Mängel und defekter Abdichtungen der Deckenkonstruktion geschlossen war, nach einem Jahrzehnt wieder für die Öffentlichkeit zu öffnen. Es wurde eine umfassende Rekonstruktion der Überdachung durchgeführt, die Abdichtungsschicht wiederhergestellt und das Gründach bepflanzt. Bei der Bepflanzung wurde die vierte Schutzstufe des nationalen Naturdenkmals berücksichtigt, es wurden nur einheimische Pflanzenarten und Steinrosen gepflanzt. Die gesamte elektrische Verkabelung wurde vollständig erneuert. Die Arbeiten werden im Januar 2023 mit der Installation der künstlichen Beleuchtung für das Innere des Bauwerks fortgesetzt. Im Juni dieses Jahres wird die Cella memoriae für eine temporäre Tafelausstellung geöffnet, die anlässlich des Abschlusses der nächsten Phase der archäologischen Forschung an dieser Stätte vorbereitet wird. Da die Undichtigkeiten der Dachkonstruktion zu leichten Schäden an der Stätte geführt haben, bereitet das MMB die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands der Stätte in den nächsten Phasen vor. Damit wird die Rekonstruktion der Überdachung der Stätte abgeschlossen und sie für den öffentlichen Zugang vorbereitet.
Sanierung und Rekonstruktion der freigelegten historischen Architekturen im Gelände der Burg Devín
Seit Ende Juli werden im Burggelände Sanierungs- und Rekonstruktionsarbeiten an den freigelegten historischen Architekturen durchgeführt. Dabei geht es vor allem um die Instandsetzung, Wiederherstellung von Statik und Behebung der Mängel an den Burgmauern, die durch die Zersetzung der bei der Restaurierung der Burg in den 1970er bis 1980er Jahren als tragendes Bindemittel verwendeten Zementfüllung entstanden sind. In Bezug auf ihren Umfang und ihre Bedeutung stellen sie eines der bedeutendsten Projekte dar, die in den letzten Jahrzehnten auf dem Burggelände durchgeführt wurden. Der größte Teil der Arbeiten wurde von Gerüsten aus und mit Kletterausrüstung im Bereich der Besucherwege durchgeführt. Dank der sorgfältigen Planung und der Zusammenarbeit mit qualifizierten Auftragnehmern, die im Rahmen einer offenen Ausschreibung gewonnen wurden, konnte die gesamte Renovierung ohne Schließung der Burg abgewickelt werden.
Die Arbeiten wurden unter aktiver Aufsicht der Restauratoren und Statikexperten, unter der Aufsicht des Regionalen Denkmalamtes Bratislava und der internen technischen Aufsicht des MMB durchgeführt, wobei insbesondere Folgendes überwacht wurde
- die Verwendung von lokalem Baustein aus nahe gelegenen Steinbrüchen,
- die Beachtung der ursprünglichen Mauerwerkslinien,
- die richtige Wahl des Kalkmörtels im Hinblick auf die Erhaltung der ursprünglichen Farbe und Struktur,
- die Wahrung des Aussehens des ursprünglichen Mauerwerks und seiner ruinösen Silhouette.
Ziel war es, das vorhandene wertvolle historische Mauerwerk in einem ausgewogenen Erhaltungs- und Aufwertungskonzept zu erhalten. Der empfohlene ingenieurtechnische und biologische Schutz der Mauern wurde ebenfalls umgesetzt, wobei die Mauerkrone mit einem speziell gemischten Substrat in Kombination mit der Anpflanzung von Sedum-Pflanzen geschützt wird. Das auf diese Weise geschützte Mauerwerk ermöglicht der Kalkmischung der Mauerkrone, richtig zu reifen und die Oberfläche des Mauerwerks zu schützen. Auch die Brücke, die die untere und mittlere Burg verbindet, wurde umfassend erneuert. Im Herbst 2022 wurden die Brückenbögen rekonstruiert – die bei der großen Rekonstruktion der Burg in den 1980er Jahren errichteten und nicht mehr intakten Ziegelbögen wurden entfernt und durch Steinbögen ersetzt, derer Material der damaligen Architektur entspricht. Die Rekonstruktion der Brücke fand bei laufendem Betrieb der Burg statt. Im Frühjahr 2023, nachdem der Beton vollständig ausgereift ist, wird die Deckschicht des Brückenkörpers – der Steinbelag – wiederhergestellt.
Archäologische Forschung
Im Jahr 2022 wurden von Dominika Ferenčíková Hulková und Peter Barta und unter der Leitung von Jaroslava Schmidtová archäologische Forschungen in der unteren Burg durchgeführt. Damit wurden die Forschungen von Katarína Harmadyová aus den Jahren 2017-2021 fortgesetzt. Im Jahr 2022 wurden weitere interessante Funde entdeckt:
- ein Pfahlbau mit Fundamenttrögen, der im Zusammenhang mit dem Erwachsenengrab zu datieren ist,
- eine Grube mit den Überresten einer oberirdischen Holz-Lehm-Konstruktion, die durch ein Feuer zerstört wurde und chronometrisch (mit Hilfe von Radiokarbon) datiert werden soll,
- ein Skelettgrab eines Erwachsenen mit einem Eisenmesser, das chronometrisch datiert werden soll,
- ein Skelettgrab eines Kindes mit zwei Gefäßen,
- nicht näher spezifizierte Belege für die Herstellung von Steinwerkzeug innerhalb des Burggeländes (Klingen, Kernreste, Splitter – in sekundärer Lage) aus einem breiten Zeitintervall der älteren Bronzezeit,
- aus dem Sediment extrahierte pflanzliche Makrorückstände.
Die bei den Untersuchungen gefundenen Artefakte wie Feuersteinklingen, Fragmente von Keramikgefäßen, ein Fragment einer römischen Bronzeschnalle sowie kleine Fragmente von Glasgefäßen, Eisenmessern und Nägeln dokumentieren die Besiedlung des Geländes von der frühen Bronzezeit über die Eisenzeit und die Römerzeit bis zum Spätmittelalter und der Neuzeit. Anlässlich des Abschlusses dieser Phase der archäologischen Forschung auf der Burg Devín fand am 7. November 2022 eine archäologische Expertenkommission statt, an der slowakische und tschechische Archäologen aus Institutionen wie dem Archäologischen Museum des Slowakischen Nationalmuseums, dem Denkmalamt der Slowakischen Republik und dem Institut für Archäologie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brünn teilnahmen.
Schaffung eines neuen mehrsprachigen Informations- und Navigationssystems auf dem Burggelände von Devín, Bau einer zusätzlichen Besucherinfrastruktur im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten
Der Teil des Projekts, der in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro MAPA Architects umgesetzt wird, umfasst die Gestaltung eines neuen Informations- und Navigationssystems (INS) und zweier kleiner Pavillons, die den Komfort der Besucher im Burggelände erhöhen sollen. Ende 2022 wurde ein Audit der Barrierefreiheit des Burggeländes Devín durchgeführt und das Design des neuen Informations- und Navigationssystems im Hinblick auf die Bedürfnisse von Besuchern mit Behinderung bewertet. Die Auditergebnisse sind bereits in die Projektdokumentation eingeflossen, und die endgültige Gestaltung des INS wird sie so weit wie möglich berücksichtigen. Dieser Projektteil umfasst auch die Vorbereitung der neuen Website der Burg Devín. Die neue Website wird auch eine Erweiterung des physischen INS auf der Burg darstellen und den Besuchern umfassendere Informationen über die einzelnen Teile des Burggeländes und Aspekte der Verwaltung und Entwicklung der Burg bieten.
Über das Projekt Culture Across – Kulturbrücken über die March
Das Museum der Stadt Bratislava und die Gemeinde Marchegg kooperieren in einem grenzüberschreitenden Projekt mit dem Titel Culture Across – Kulturbrücken über die March, das vom Programm der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Interreg Slowakei-Österreich kofinanziert wird, um ihr kulturelles Erbe zu bewahren und die breite Öffentlichkeit für die wichtigen Kulturdenkmäler auf beiden Seiten der Grenze zu sensibilisieren. Dies wird dazu beitragen, das Besucherpotenzial und die Attraktivität der Grenzregion Marchfeld – Záhorie – Bratislava zu erhöhen. Im Jahr 2022 konnten die Besucher die Niederösterreichische Landesausstellung im renovierten Schloss Marchegg besichtigen oder sich für die grenzüberschreitende Konferenz „Marchfeldschlösser: Grenzburgen – Jagdschlösser – Kulturtourismus“ anmelden, die am 15. und 16. September 2022 im Kornspeicher des Schlosses Marchegg stattfand. Es handelte sich um eine Konferenz im Hybrid-Format, die auch online übertragen wurde und deren Vorträge für Geschichtsinteressierte als Aufzeichnung im Internet abrufbar sind.
Das Gesamtprojektbudget beträgt für beide Partner 4 170 681,30 €. Davon entfallen 1,3 Mio. € auf das MMB, wovon bis zu 1,1 Mio. € der Beitrag der EU und des Staatshaushalts der Slowakischen Republik beträgt.
Weitere Informationen finden Sie unter www.mmb.sk und in den sozialen Netzwerken des Museums der Stadt Bratislava.
Medienkontakt:
Mgr. Katarína Selecká
PR- und Marketingmanagerin
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