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Devín – das Tor zur Freiheit

Devín war schon immer ein Grenzpunkt und eine Kreuzung. Es lag an den Grenzen von Königreichen und Staaten, um in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Teil jener Grenze zu werden, die ganz Europa in den sogenannten West- und Ostblock teilte. Der nach Winston Churchill benannte Eiserne Vorhang schützte die Tschechoslowakische Republik letztlich nicht vor Angriffen des Feindes aus dem Westen. Vielmehr versperrte er der eigenen Bevölkerung den Weg in die Freiheit. Wegen der dortigen Landschaft und der natürlichen Gegebenheiten suchten viele das Tor zur Freiheit in der Nähe von Devín, am Zusammenfluss der March und der Donau,

Devín und Petržalka gehörten ab 1938 zum Deutschen Reich, und die Grenze zwischen Deutschland und dem slowakischen Staat verlief damals am Südwesthang von Devínska Kobyla (Thebener Kogel) – an den Teilen Skala, Pieskovec (Sandberg) – und am Nordhang entlang des Stadtteiles Karlova Ves zur Donau. Nach dem Ende des Krieges wurden sowohl Devín als auch Petržalka an die wiederhergestellte Tschechoslowakische Republik zurückgegeben, und ab Februar 1948 wurde die tschechoslowakisch-österreichische Grenze Teil des Eisernen Vorhangs. Nach der kommunistischen Ideologie war Österreich damals ein Mitglied des kapitalistischen Westens und ein Feind des Sozialismus.

1950 wurden Grenzsperren errichtet, und das Gebiet zwischen den Sperren und der Staatsgrenze wurde zum Sperrgebiet erklärt. Der Eiserne Vorhang war 2,2 Meter hoch, an manchen Stellen sogar drei Meter. Er wurde alle fünf Jahre erneuert, da dies die vorgeschriebene Lebensdauer des Stacheldrahts war. Weiter verwendete man hier Hochspannung, Signalisierung und Wachhunde. Das System war von den Konzentrationslagern und den sowjetischen Gulags inspiriert.

1951 wurde das Gesetz über den Schutz der Staatsgrenze verabschiedet. Es gab den Grenzschutzeinheiten das Recht, tschechoslowakische Bürger*innen an der Flucht über die Grenze zu hindern, selbst wenn dies ihr Leben kostete.

Eine Zone von mehreren Kilometern entlang der Grenze zu Österreich war eine Todeszone. Dort war es erlaubt, ja sogar befohlen, auf eigene Bürger*innen zu schießen, die versuchten, über die Grenze zu fliehen.

1951 wurde das Gesetz über den Schutz der Staatsgrenze verabschiedet. Es gab den Grenzschutzeinheiten das Recht, tschechoslowakische Bürger*innen an der Flucht über die Grenze zu hindern, selbst wenn dies ihr Leben kostete.

Eine Zone von mehreren Kilometern entlang der Grenze zu Österreich war eine Todeszone. Dort war es erlaubt, ja sogar befohlen, auf eigene Bürger*innen zu schießen, die versuchten, über die Grenze zu fliehen.

Junge Männer im Alter von 18 Jahren, die oft in den Grenzeinheiten dienten, wurden gezwungen, ihre Landsleute zu erschießen. Für die Tötung erhielten sie eine Medaille und einen „Passierschein“. Bei Nichtbefolgung drohte ihnen das Militärgefängnis in Sabinov. In der Tschechoslowakei starben 280 Menschen bei einem Fluchtversuch und 654 bei der Bewachung der Grenze. Nur ein paar Dutzend Menschen konnten entkommen.

Unter ihnen war auch Josef Hlavatý und seine Familie. Seine Geschichte ist eine derjenigen, die detailliert dokumentiert wurden, und sein Schicksal veranschaulicht das immense Risiko, dem sich Einzelpersonen und oft ganze Familien aussetzten, die entschlossen waren, durch die „Todeszone“ zu fliehen.

Hlavatys Frau reiste 1988 mit einem Kind nach Jugoslawien; Josef, sein dreijähriger Sohn David und seine Eltern gaben vor, in der Südslowakei in einem Zelt Urlaub zu machen. Auf dem Autodach trug Josef ein selbst zusammengebautes und zerlegtes Drachenflugzeug.

Sie versteckten die Röhren im Wald nahe der Staatsgrenze und zelteten an einem See. In völliger Dunkelheit und Stille bauten er und sein Vater den Hängegleiter in etwa 15 Minuten zusammen. Josef schnallte den dreijährigen David, für den es der erste Flug überhaupt war, an seine Seite.

Die zweiköpfige Besatzung des Hängegleiters, der mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde in einer maximalen Höhe von 2.000 Metern flog, hatte eine kurze Strecke von nur sieben Kilometern zu bewältigen. Doch kurz nach dem Start verlor Josef in völliger Dunkelheit und ohne Navigation seinen Kurs. Er korrigierte ihn, als es heller wurde, und stellte fest, dass er schon seit einiger Zeit nicht mehr über die Grenze, sondern an ihr entlang flog.

r flog auf das Licht zu, merkte aber bald, dass dies ein Fehler war. Etwa zwanzig Meter entfernt tauchte ein Wachturm auf. Die bewaffneten Soldaten richteten ihre Scheinwerfer auf den Hängegleiter und ließen ihre Sirenen ertönen.

Instinktiv lenkte Josef den Hängegleiter in die Dunkelheit, und obwohl er an Geschwindigkeit und Höhe verlor, gelang es ihm, knapp über den Bäumen zu bleiben, etwa 50 Meter über dem Boden, um nicht von den Radargeräten erfasst zu werden.

Nádvorie stredného hradu v 30. rokoch 20. storočia.
Devín v 30. rokoch 20. storočia.

Nach einer Weile sah er die Lichter eines österreichischen Bahnhofs. Sobald er gelandet war, versteckten er und sein Sohn sich im Gebüsch, als ein tschechoslowakischer Hubschrauber über ihre Köpfe hinwegflog. Hätte er mit der Landung gezögert, so Josefs Erinnerung, wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, dass der Hubschrauber den Hängegleiter absichtlich zu Boden gewirbelt hätte, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen, damit die Propaganda schreiben konnte, der Mann habe sich und sein Kind auf der Flucht getötet.

Josefs Frau war unterdessen mit einem anderen Kind aus dem Fenster des Krankenhauses in Jugoslawien gesprungen, weil die pflichtbewusste Reiseleiterin vor dem Eingang auf sie wartete. Zwei Monate später war die Familie wieder vereint. Obwohl der Eiserne Vorhang im Dezember 1989 fiel, beschlossen Josef und seine Frau, in Österreich zu bleiben.

Ihr Fluchtversuch ging gut aus. Doch Hunderte von Menschen, die versuchten, in die Freiheit zu gelangen, hatten keinen Erfolg und bezahlten mit ihrem Leben. Devín wird ein Zeuge dieser dramatischen Geschichten bleiben.

Text autor: Andrej Barát

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